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Der Krüzsteinschreck

Die Überlieferung der Oberrieder Krüzsteinsage ist Ursprung und Grundlage des heimischen Fasnettreibens. Vor allem der „umgehende“ Schreck am Krüzsteinfelsen, im sogenannten „Hintertal“, ist es, auf den närrische Gestalten der Oberrieder Talchronik zurückgehen.

Es war um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts als das begüterte und angesehene Freiburger Rittergeschlecht der Schnewlin die „Wilde Schneeburg“ – über dem derzeitigen Schneeberg unterhalb des Gfällfelsen – als Zwingburg inmitten ihrer vielen Besitzungen in unserer Gegend erbauen ließ. Die Schnewlin setzten um 1300 ihre Verwandten, die Ritter Kolman, als Vögte und Lehensleute auf diese Burg. Nach dem Tod des „alten Kolman“ finden wir seine beiden Söhne Wilhelm und Heinrich als Herren der Burg. Zu dieser Zeit vernichteten die Veränderungen der wirtschaftlichen Verhältnisse den Wohlstand der Ritter. Außerdem führten sie oft ein verschwenderisches Leben, denn die adligen Herren wollten hinter den reichen Kaufleuten in den Städten nicht zurückstehen. So verlegten sich verschiedene verarmte Ritter auf den Raub. Sie ermordeten Hirten und entführten die Herden, sie überfielen Gütertransporte und erschlugen oder vertrieben ihre Begleiter.

Von der damaligen Seuche des Raubrittertums wurden auch die Brüder Wilhelm und Heinrich angesteckt. Sie verübten boshafte Streiche. Angesehene Bürger aus Gengenbach und Offenburg wurden von ihnen festgenommen und auf der Burg eingekerkert. Auch die Wilhelmiten – Brüder unseres Klosters – hatten öfters Grund, sich über ihre Nachbarn zu beklagen. Gar oft brachen die beiden Strauchritter aus dem Hinterhalt hervor, besonders an dem berüchtigten Felsen am Krüzstein im Hintertal, wenn die Mönche mit Mehl, Wein oder den eingezogenen Lehenszinsen das Bruggatal aufwärts zogen, nahmen ihnen alles ab und jagten sie mit leeren Händen davon. Besonders sahen die „Kolmans“ in den Freiburger Bürgern ihre Todfeinde. In einer Fehde geriet Heinrich in die Hände der Freiburger, die ihn in einem Stadtturm hinter Schloß und Riegel setzten. Kurzerhand fing Wilhelm die beiden Freiburger Bürger Walther und den Juden Süßkind ein und schleppte sie auf die Burg. Da riß den Freiburger Bürgern die Geduld; sie griffen zu den Waffen und machten mit Hilfe von Bundesgenossen das Raubnest dem Erdboden gleich.

Wohl ist nun die „Wilde Schneeburg“ untergegangen, doch ihre einstigen Bewohner müssen – wie die alte Sage erzählt – für ihre zu Lebzeiten verübten Frevel umgehen. Hauptsächlich an dem nahegelegenen Krüzstein sollen die noch nicht zur Ruhe gekommenen Geister zum Schrecken der Bewohner geworden sein und manchem Spätgänger und Stammtischkomplizen gebührend zugesetzt haben. Es wäre zu zeitraubend, alle damaligen Vorkommnisse zu erwähnen, die von Generation zu Generation überliefert worden sind und da und dort heute noch in den Köpfen von Jung und Alt herum- spuken.
 
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